Prof. Sivaldo Pereira da Silva von der Universität Brasília (UnB) ist im Rahmen des Projekts „Communication and Democracy: Media Accountability, Public Service Media, Internet Access and the Right to Information in Germany and Brazil“ ein Jahr zu Gast am Erich-Brost-Institut für internationalen Journalismus (EBI). Das Projekt wird vom Probral-Programm des CAPES, der brasilianischen Förderagentur für Hochschulbildung, und dem Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) unterstützt.
Prof. Silva ist Mitbegründer von Intervozes, einer brasilianischen Organisation, die sich für den Schutz der Meinungsfreiheit einsetzt. Er war Mitglied des UNESCO-Beraterteams, das die ersten UNESCO Internet-Universalitäts-Indikatoren erstellte. Professor Silva ist assoziierter Forscher am brasilianischen Institut für Wissenschaft und Technik in der digitalen Demokratie (INCT-DD). Er forscht im Bereich der Kommunikationspolitik, der sozialen Medien und der öffentlichen Meinung, mit besonderem Augenmerk auf digitaler Transparenz, Open Data und Datenjournalismus. Zurzeit befasst er sich insbesondere mit digitaler Demokratie, Datenschutzpolitik und digitaler Überwachung, digitaler Kommunikation und der Regulierung von Künstlicher Intelligenz (KI).
Im Folgenden stellen wir Prof. Silva und seine Tätigkeiten am Erich-Brost-Institut näher vor.
Was wird Ihre Aufgabe am Erich-Brost-Institut sein, in welchem Bereich werden Sie forschen?
Ich werde analysieren, wie Bürgerrechte wie Meinungsfreiheit, Informations- und Kommunikationsrechte und Privatsphäre von Algorithmen, Datenschutzpolitik und Künstlicher Intelligenz beeinflusst werden. Dabei werde ich vergleichend vorgehen und Brasilien versus Deutschland sowie die Europäische Union versus Lateinamerika in den Fokus nehmen.
Außerdem plane ich Lehrveranstaltungen zu moderner digitaler Informationsvermittlung im Zusammenhang mit Demokratie, Freiheit und Bürgerrechten – eine Debatte, die im Zusammenhang mit der Plattformisierung, der digitalen Transparenz, dem Datenschutz, der digitalen Überwachung und der Politik der Künstlichen Intelligenz zu sehen ist.
Sind Ihnen in Ihrem Forschungsbereich bereits deutsche Besonderheiten aufgefallen?
Deutschland hat sich als wichtiger Akteur in den Debatten über den Schutz personenbezogener Daten, Desinformation und Fake News sowie Künstliche Intelligenz erwiesen. Das Netzwerkdurchsetzungsgesetz (NetzDG) war beispielsweise die erste europäische Verordnung, die Plattformen dazu zwang, illegale Inhalte zu löschen und Unternehmen Transparenz- und Rechenschaftspflichten auferlegte.
Ein weiteres interessantes Beispiel ist der neue deutsche Medienstaatsvertrag, der die Regulierung auf die digitale Kommunikation (z. B. Video-on-Demand, Social-Media-Plattformen usw.) ausdehnt und von diesen Unternehmen verlangt, ihre Algorithmen zu erklären, um Intransparenz und Diskriminierung zu vermeiden. Zudem gibt es in Deutschland auch bemerkenswerte Initiativen zur Politik und Strategie im Bereich der Künstlichen Intelligenz.
Worauf freuen Sie sich in den nächsten zwölf Monaten am meisten?
Ich freue mich darauf, mehr über die laufende Forschung am Erich-Brost-Institut zu erfahren und beabsichtige auch, gemeinsam mit den Kolleginnen und Kollegen in Dortmund zu forschen. Es ist eine hervorragende Gelegenheit, Informationen auszutauschen und Wissen zu teilen, um das Netzwerk für zukünftige akademische Kooperationsprojekte zwischen Brasilien und Deutschland in Bereichen wie Meinungsfreiheit, digitaler Politik, Journalismus und politischer Kommunikation zu erweitern.
Zurzeit forscht auch Dr. Daniele Seridório von der Staatlichen Universität São Paulo in Brasilien als Gastwissenschaftlerin am EBI, die wir hier vorstellen.