Jahrestagung der Fachgruppe Kommunikation und Politik gemeinsam mit der Fachgruppe Journalistik/Journalismusforschung, Universität Trier, 28.-30. September
Politik, Wirtschaft und Journalismus aus der Sicht des Publikums
Jakob Henke und Hannah Schmidt stellen erste Ergebnisse der aktuellsten Befragung der Studie „Journalismus und Demokratie“ vor.
Als dritte große Befragung im Kontext der Studie hat sich das Forschungsteam um Michael Steinbrecher und Günther Rager dem Publikum des Journalismus gewidmet. Gemeinsam mit forsa wurden vom 2. Januar bis 2. Februar 2022 über 1000 Bürger:innen zu ihren Erwartungen an den Journalismus, ihrem Bild von Journalist:innen und ihrem Vertrauen in den Journalismus befragt. Unter anderem lassen die Antworten der Befragten Rückschlüsse darüber zu, wie sehr die deutsche Bevölkerung auf die Unabhängigkeit des Journalismus vertraut – oder eben nicht.
Unter anderem wurden die Teilnehmenden gefragt, für wie groß sie den Einfluss der Politik und der Wirtschaft auf den Journalismus halten – und umgekehrt. Aus den Antworten lässt sich unter anderem schließen, dass der wahrgenommene Einfluss der Politik auf den Journalismus mit dem allgemeinen Medienvertrauen korreliert, sowie mit struktureller du grundsätzlicher Kritik am Journalismus. Umgekehrt verhält es sich bezüglich des vermuteten Einflusses aus der Wirtschaft auf den Journalismus: Hier korreliert die Kritik an der journalistischen Arbeit mit den entsprechenden Antworten und nur sehr schwach die grundsätzliche Kritik am Journalismus.
Polarisierung, politisches Involvement und Genauigkeit von Nachrichten
Stefanie Holtrup hat anhand einer Online-Panel-Befragung mit 2 Messzeitpunkten (t1= 4 Wochen vor der Wahl, t2= 4 Wochen nach der Wahl) im Kontext der Bundestagswahl 2021 untersucht, welche Kausalbeziehungen zwischen dem Vertrauen in die politische Berichterstattung und verschiedenen Einflussfaktoren - politische Einstellungen, politisches Involvement und wahrgenommene Fehlerhäufigkeit - bestehen. Beim Vertrauen in Medien wurde dabei explizit nach dem Vertrauen in Medien, die selbst genutzt werden, gefragt, da Studien gezeigt haben, dass sich das Vertrauen in Medien allgemein und Vertrauen in selbst genutzte Medien unterscheidet. Die Ergebnisse zeigen, dass zwischen dem Vertrauen in Medien, die selbst genutzt werden, und der wahrgenommenen Fehlerhäufigkeit eine wechselseitige Kausalbeziehung besteht. Zudem beeinflussen politische Einstellungen das Vertrauen insofern, dass je stärker die rechtspolitische Orientierung ist, desto weniger Vertrauen existiert in die Berichterstattung. Das politische Involvement hingegen beeinflusst das Vertrauen positiv. Auf die wahrgenommene Fehlerhäufigkeit haben politische Einstellungen hingegen keinen Einfluss, ebenso wie politisches Involvement.
Methodische Herausforderungen in der Medienvertrauensforschung
Das Vertrauen der Bürger in die Medien ist essentiell für das Funktionieren moderner Demokratien. In der Forschung wird mit Sorge beobachtet, dass es vielerorts sehr niedrig oder gar rückläufig ist. Entsprechend groß ist das wissenschaftliche Interesse am Thema. Jakob Henke spricht in seinem Vortrag über methodische Herausforderungen, die einer erfolgreichen und robusten Untersuchung der Veränderung von Medienvertrauen im Weg stehen, beispielsweise dem Messen von Medienvertrauen in Längsschnittstudien oder der Gefahr, die Relevanz von Ergebnissen allein an statistischer Signifikanz zu messen, die in Zeiten von Big Data in der Kommunikationswissenschaft in die Irre führen kann.
Jahrestagung der Fachgruppe Methoden der DGPuK, LMU München, 5.-7. Oktober
Social-Media-Daten als forschungsethische Herausforderung der Inhaltsanalyse – Die Sicht der Forschenden
Im Beitrag von Eva-Maria Roehse steht die Frage im Fokus, welche Haltung empirisch forschende Kommunikationswissenschaftler*innen zu bestimmten forschungsethischen Herausforderungen bei der Nutzung von Social-Media-Daten als Forschungsgrundlage für die Inhaltsanalyse haben und welche Faktoren dabei eine Rolle spielen. Zur Beantwortung dieser Frage wurde im Rahmen des FeKoM-Projektes eine Item-Batterie mit neun Aussagen entwickelt, die z.B. die Themen „Informierte Einwilligung“ und „Forschen mit Fake-Accounts“ abdecken. Die Befragung war von März bis Juni 2022 im Feld (n = 190). Im Rahmen des Vortrages werden die Ergebnisse vorgestellt, diskutiert und mit einer anderen Studie (Hokke et al., 2020) verglichen. Die Ergebnisse verdeutlichen, dass die deutsche Forschende einige Aussagen anders beurteilen als die australischen Befragten (Hokke et al, 2020). Unter den deutschen Befragten stimmen z.B. 61 Prozent der Aussage zu, dass es akzeptabel ist, öffentlich zugängliche Daten aus den sozialen Medien ohne Einwilligung der Nutzenden zu untersuchen. Die Mehrheit (63 Prozent) der australischen Forschenden lehnt diese Aussage jedoch ab. Des Weiteren werden die Ergebnisse im Vortrag vor dem Hintergrund diskutiert, wie sie für die forschungsethische Abwägung im Rahmen individueller Herausforderungen im Umgang mit Daten aus den sozialen Medien genutzt werden können und inwieweit die Haltung der Forschenden mit der Sicht der Nutzenden sozialer Medien bezüglich der Verwendung ihrer Daten in Verbindung gesetzt werden kann.
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