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Netzwerk Recherche: Panels und Workshops zum Nachschauen

Auf der Jahreskonferenz der Journalistenvereinigung Netzwerk Recherche in Hamburg wurden aktuelle Krisen diskutiert, Handwerk vermittelt und Kontakte geknüpft. Auch das Institut für Journalistik war mit einem Team dabei. Hier empfehlen Studierende besonders spannende Panels und Workshops zum Nachschauen.

 

„Hinschauen und dranbleiben! Recherche in Krisenzeiten“, so lautete das Motto der Netzwerk Recherche Jahreskonferenz 2022, zu der sich in diesem Jahr wieder mehrere hundert Journalist:innen beim NDR in Hamburg trafen. Neben handwerklichen Grundlagen der Recherche nahmen viele Panels und Workshops aktuelle Krisen in den Fokus: Wie können Medien ihrer Verantwortung in Krisenzeiten gerecht werden und wie recherchieren Kriegsreporter:innen in der Ukraine? Welche blinden Flecken hat der Klimajournalismus? Und was folgt auf die Vorwürfe gegen Führungskräfte in mehreren ARD-Anstalten? Diese und viele weitere Themen wurden in Hamburg von Recherche-Profis ebenso wie von Journalist:innen in Ausbildung diskutiert.

Auch aus dem Institut für Journalistik waren mehrere Studierende in Hamburg vor Ort. Sie empfehlen hier Programmpunkte, die für sie besonders spannend oder hilfreich waren. Alle vorgestellten Veranstaltungen wurden per Video aufgezeichnet und können nachträglich angesehen werden. Auch einige weitere Panels wurden aufgezeichnet und stehen hier zur Verfügung. 

 

Journalismus in Krisenzeiten - Was der Journalismus von den Neurowissenschaften lernen kann - nein, muss!

Claire Piontek (Journalistik, 7. Semester): „In der Journalist:innen-Bubble aus der Bubble herauskommen; diese Idee hat mich an den Vorträgen der externen nicht-Journalist:innen besonders gereizt. Insbesondere das Panel „Journalismus in Krisenzeiten — Was Journalismus von Neurowissenschaften lernen kann – nein, muss!“ hat mich nachhaltig beschäftigt. Neurowissenschaften – ein Feld, das im ersten Moment so weit von der Realität des politischen Journalismus scheint, ist so ein wesentlicher Bestandteil meiner Arbeit. Maren Urner hat nicht zu viel versprochen als sie sagte „Ich werde in den nächsten 30 Minuten eure Gehirne verändern.“ Meine Perspektive hat sie auf jeden Fall verändert. Denn unsere Gehirne verändern sich immer, durch alles, was wir erleben und tun, „bis zum letzten Synapsenfunken.“ Das bedeutet eine riesige Chance für den Journalismus, wirklich einen Einfluss zu haben. Aber auch eine große Verantwortung, denn „jede*r, der/die journalistisch sendet, verändert Gehirne.“ Und aktuell kommen wir dieser Verantwortung noch nicht genug nach. Warum das so ist und was sich verändern muss erfahrt ihr in diesem Panel.“

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Journalismus in Krisenzeiten - Die Verantwortung der Medien

Ellen Waldeyer (Journalistik, 5. Semester): „Das Panel ,Journalismus in Krisenzeiten – Die Verantwortung der Medien‘ hat mir am besten gefallen, weil es mich noch lange nach der Diskussion beschäftigt hat. Die Klimakrise ist mir natürlich nicht neu, aber ich habe irgendwie verdrängt, wie wenig Zeit wir nur noch haben und welche Aufgabe die Medien dabei spielen. Ich fand es spannend, welche konstruktiven Ansätze Maren Urner aus der Neurowissenschaft geboten hat: Also, dass der Einbezug von Emotionen und Gefühlen gerade in der Krisenberichterstattung hilfreich ist. Ich habe aus dem Panel zum Beispiel mitgenommen, dass ich fortan den Terminus „Klimanotfall“ nutzen möchte. Der medizinische Notfall beschreibt die Situation gut: Ein Notfall bedeutet Dringlichkeit, aber keine Panik. Denn Panik macht uns dümmer. Aber der Begriff beschönigt auch nichts und vermittelt, dass dringend geholfen werden muss. Außerdem waren die Einblicke in die verschiedenen Redaktionen zu diesem Thema sehr aufschlussreich. Was mich überrascht hat: Dass sich gerade die lokalen Medien gut für die Krisenberichterstattung eignen, weil hier die Betroffenheit größer ist.“

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Open Source Investigations: OSINT-Werkzeuge und -Methoden im Redaktionsalltag

Emma Lehmkuhl (Wissenschaftsjournalismus, 5. Semester): „Boris Kartheuser, Marvin Milatz und Roman Höfner haben ihren Zuhörer*innen während ihres Panels einen kurzen Einblick in die Welt der Open Source Intelligence gegeben. Kurz: OSINT. Diese Art der Datenrecherche ist nicht nur unglaublich spannend, sondern auch hilfreich für jede Journalist*in. Gerade als angehende Journalistin weiß ich manchmal nicht, wo ich die Recherche beginnen soll. Dann sind die sogenannten offenen Quellen - Datenbanken und Archive - häufig ein guter Start. Die drei Referenten haben verschiedene Internetadressen und Tricks vorgestellt, die bei OSINT-Recherche helfen. Dabei zeigte Höfner, wie man auch im Ausland Telegram-Kanäle findet, in denen sich wichtige Leaks befinden. Milatz sprach über Archive und Kartheuser unter anderem über das Handelsregister. Alle Redner haben betont, dass es immer sinnvoll ist, sich im Team zu ergänzen. Außerdem nützen unstrukturierte Informationen nichts. Werkzeuge wie Mindmanager oder die Aleph Timeline wurden deshalb ebenfalls vorgestellt. Damit können Netzwerke übersichtlich dargestellt werden und gleichzeitig die Quelldokumente hinterlegt werden. Die Recherche ist somit gleich für jeden nachvollziehbar. Es war ein spannender Vortrag mit Input, der direkt angewendet werden kann.“

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Was hilft gegen Fakes und Desinformation? Strategien und Methoden für Rechercheure, Faktenchecker und engagierte Bürger

Tim Berninghaus (Wissenschaftsjournalismus, 5. Semester): „Am besten hat mir das Panel ‚Was hilft gegen Fakes und Desinformation‘ gefallen. Das Problem der Desinformationen hat vor allem durch die Etablierung von Sozialen Medien an Fahrt aufgenommen. Meldungen verbreiten sich nun viel schneller – besonders schnell solche, die polarisieren. Und das sind nun mal häufig absichtlich gestreute Falschinformationen. Durch diese Entwicklung hat sich auch die Rolle des Journalismus verändert. Auch in meinem Studium habe ich mich schon näher mit dem Thema auseinandergesetzt. Dieses Panel hat es geschafft, mir weitere Perspektiven zu eröffnen. So erklärte Robert M. Nickel, Professor für Electrical and Computer Engineering an der Bucknell University Lewisburg, es liege ein Skalierungsproblem vor. Es gebe so viele Desinformationen, dass man ihnen nur mit Crowdsourcing oder KI entgegenwirken könne. Nickel zeigte außerdem, wie solche lernenden Systeme arbeiten.  Teresa Dapp, Leiterin der Faktencheck-Redaktion der dpa, und Caroline Lindekamp, Leiterin des noFake-Projekts bei Correctiv, erklärten im Panel, wie Fact-Checking in der Praxis abläuft und was es zu beachten gibt. Zudem erklärte Lindekamp, was es mit dem neuen Projekt noFake auf sich hat. Ich finde, dass wir - gerade in Zeiten globaler Krisen, die für Verschwörungstheoretiker und Fake-News-Produzenten Steilvorlagen sind - uns alle mit der Verbreitung von Fake News und Methoden gegen sie auseinandersetzen müssen.“

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„Die Recherchedatenbank zu QAnon - Wie Bellingcat die Verbreitung von Verschwörungsideen in Europa recherchiert“

Clara Manthey (Wissenschaftsjournalismus, 5. Semester): „,Da sind Vernetzungen und keiner weiß, was passiert‘, so beschreibt Johanna Wild das Problem rund um QAnon. Einem Problem, mit dem ich mich bisher wenig beschäftigt habe. Die Anhänger der Verschwörungsideologie QAnon glauben, dass die Welt von einer geheimen Macht – dem DeepState – beherrscht wird. In ihrem Vortrag ,Eine Recherche-Datenbank zu QAnon – Wie Bellingcat in Kooperation mit Lighthouse Reports die Verbreitung von Verschwörungsideen in Europa recherchiert‘ hat Johanna Wild einen Einblick in die Welt der Verschwörungsmythen gegeben. Sie erzählt: ‚Wir haben [die Datenbank] als Antwort darauf entwickelt‘. Denn die Datenbank zeigt Verknüpfungen und stellt Verbindungen in dem Verschwörungsjungle her. Verbindungen, die im klassischen Journalismus vermutlich unentdeckt geblieben wären. Beeindruckt hat mich, als Johanna Wild erzählt, wie sie einen aufsteigenden Influencer anhand der Daten identifizieren konnte, der sonst medial unentdeckt geblieben wäre. Gleichzeitig spricht sie ganz offen über die Probleme und Limitierungen bei der Datenerhebung. Ich konnte für mich mitnehmen, welche Chancen solche Datenbanken in der Recherche bieten, einfach, indem sie Phänomene greifbar machen.“

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Netzwerk Recherche diskutierte in Hamburg zum Thema „Recherche in Krisenzeiten“ / Fotocredit: Wulf Rohwedder

Im Panel "Was hilft gegen Fakes und Desinformation?" wurden Strategien und Methoden für Rechercheure, Faktenchecker und engagierte Bürger aufgezeigt / Fotocredit: Wulf Rohwedder

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