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Neue Studie: Kritischer Finanzjournalismus stärkt die Marktwirtschaft

Welche Bedeutung hat der Journalismus für die Börsen? Eine neue Studie, an der auch der Lehrstuhl für Wirtschaftspolitischen Journalismus beteiligt ist, geht dieser Frage nach und liefert interessante Einblicke.

Kritischer Journalismus verbessert die Funktionstüchtigkeit der Börsen. Das ist das zentrale Ergebnis einer empirischen Untersuchung von Wissenschaftlern des Forschungsverbunds NEAR, an der Henrik Müller, Professor für wirtschaftspolitischen Journalismus am IJ, beteiligt ist. „Unsere Resultate sind eindeutig: Aufmerksame Medien drängen Manipulation und Betrug zurück“, so Müller. Eine Grundbedingung dafür sei, dass Journalistinnen und Journalisten über Fachkompetenz verfügten, nur dann könnten sie ihre Rolle als „Watchdogs“ tatsächlich ausfüllen. 

Die Studie „Watchdog or Mouthpiece? The Role for Financial Media in Corporate Communication” entstand unter Federführung des Duisburger Finanzmarktforschers Martin Hibbeln von der Mercator School of Management. In dem Papier geht das Autorenteam der Frage nach, welche Rolle der Finanzjournalismus spielt. Ein unkritischer Journalismus, der sich lediglich darauf konzentriert, wiederzugeben, was Topmanager und professionelle Kommunikatoren verbreiten, würde demnach schädlich wirken: Medien, die sich vor allem als „Sprachrohr“ der Unternehmen verstehen, verstärken die Tendenz zu schönfärberischer und manipulativer Unternehmenskommunikation.

„Wer keine öffentliche Entlarvung befürchten muss, bedient sich der Medien, um die Märkte und die Öffentlichkeit insgesamt in die Irre zu führen“, so Müller. „Glücklicherweise zeigen unsere Ergebnisse, dass eine aktive Wirtschaftspresse die gegenteilige Wirkung hat. Unternehmen, die gecovert werden, kommunizieren wahrhaftiger.“ Für die Untersuchung wurden Zeitungsartikel, Pressemitteilungen sowie Transkripte von Analystengesprächen („Earnings Calls“) von Topmanagern analysiert, deren Unternehmen im US-Aktienindex S&P 500 gelistet sind. 

Die Ergebnisse unterstreichen, wie zentral kompetenter Journalismus nicht nur für die Demokratie, sondern auch für das Funktionieren der Marktwirtschaft sei, so Müller. Ohne freie Presse breiteten sich Betrug, Korruption, Vetternwirtschaft und Missmanagement aus. Der internationale Trend zum Autoritarismus sei deshalb umso besorgniserregender. „Unabhängiger Journalismus insgesamt, und kompetenter Wirtschaftsjournalismus im Besonderen, ist systemrelevant. Wer dagegen vorgeht, gefährdet nicht nur die Freiheit, sondern auch den Wohlstand“, so Müller.

 

Foto: iStock/gorodenkoff

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