Zum achten Mal fand am 27. und 28. September die Datenjournalismus-Konferenz SciCAR in Dortmund statt. Austragungsort der Tagung, die vom Institut für Journalistik, dem Netzwerk Recherche, der Wissenschaftspressekonferenz sowie dem Science Media Center Germany veranstaltet wird, war in diesem Jahr die Sparkassenakademie NRW am Dortmunder Phoenixsee.
Noch am Wochenende sind erste Feedbacks zur Konferenz in den sozialen Medien zu finden: „Ich kann gar nicht genug betonen, wie dankbar ich für Konferenzen wie die #Scicar bin. Konferenzen von Nerds für Nerds, bei denen wir uns ehrlich machen.“ So zieht Haluka Maier-Borst, Teamlead Data Journalism beim Handelsblatt und Absolvent des Instituts für Journalistik, sein Fazit zu zwei Tagen Konferenz in Dortmund.
Den ersten Konferenztag eröffnete Christina Brause, investigative Datenjournalistin, mit einer Keynote zu dem Thema, wie Daten und Visual Forensics den Investigativjournalismus verändern. Investigation, Datenjournalismus, Reportage und OSINT hätten im journalistischen Alltag nur wenige Berührungspunkte. Zu Unrecht meint Brause: Eigentlich hätten etwa Datenjournalismus und Investigation viele Gemeinsamkeiten. Beide seien nerdig, detail- und faktenverliebt. Es gingen also viele Potenziale verloren, wenn die Bereiche nicht ineinandergreifen würden.
Am zweiten Konferenztag hielt Jonas Fegert, Leiter des House of Participation am FZI, die Keynote zu technologiegetriebener Demokratieforschung und Datenjournalismus in Krisenzeiten. Dabei gab er einen Einblick in das Forschungsfeld der Digitalen Demokratie und berichtete, welche Chancen und Risiken Technologien und Plattformen für die Demokratie haben. Außerdem sprach er über Ansätze, wie gesellschaftliche Stimmungen in Zeiten von Krisen analysiert werden können und inwiefern der Datenjournalismus dies nutzen kann.
Die dritte Keynote-Speakerin, Marlis Prinzing, Professorin für Journalismus an der Hochschule Macromedia, zeigte den Gästen einen Kompass für Datenjournalismus in Zeiten lernender Systeme auf. KI würde schon heute den gesamten journalistischen Produktionsprozess unterstützen. Daher empfiehlt Prinzing eine innovationsoffene Redaktionskultur sowie redaktionelle Leitlinien zu etablieren. Zudem solle die Medienkompetenz innerhalb der Gesellschaft gestärkt, Governanceprozesse beobachtet und digitale Transformation grundlegend in der Berichterstattung verankert werden. Außerdem sei nach Prinzing die aktive Beteiligung am gesellschaftlichen Diskurs von besonderer Relevanz.
Neben den Keynotes diskutierten die Teilnehmenden in den Panels über Themen wie die Vermessung des Rechtsrucks und den Einsatz von KI-Modellen. Über Diskussionen zu Algorithmic Accountability und Metadatenjournalismus bis hin zu der Auswertung von Agrardaten sowie Sensorjournalismus deckte die diesjährige SciCAR ein breites Spektrum verschiedener Bereiche des Datenjournalismus ab.
Neben den fachlichen Sessions bot die SciCAR Raum für den Austausch, gerade auch zu herausfordernden Aspekten, etwa gescheiterten Projekten. In seinem Beitrag auf LinkedIn betonte Referent Jakob Vicari (tactile.news) die Offenheit unter den Teilnehmenden: „Das ist eine wirklich feine Konferenz. Mit guten, offenen Gesprächen, wie sie selten geworden sind unter Kolleg:innen in einer Branche unter Druck. Und mit diesem Nerdblick auf die Welt: Schön, dass alles da draußen so kompliziert ist.“